Nach einem Frühsommer, der ungewöhnlich viel Regen brachte, stehen die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland vor einer kritischen Phase: Die Getreideernte, die seit Wochen immer wieder durch Regenunterbrechungen gestoppt wurde, ist nun gefährdet. In diesen Tagen bringt die Rückkehr der Sonne Hoffnung, doch die Zeit ist knapp. Vor allem in den großen Anbaugebieten von Baden-Württemberg, Bayern und Teilen Norddeutschlands hat das Wetter die Landwirte in eine Zwangspause geschickt, während reife Felder auf den optimalen Erntezeitpunkt warten. Schon jetzt schlagen die Verbände Alarm wegen möglicher Qualitätsminderungen, und mit jedem weiteren Regentag erhöht sich das Risiko von Auswuchs, Pilzbefall und einem sinkenden Proteingehalt im Getreide. Die Lage ist unsicher: Wenn es längere Zeit trocken bleibt, können die Erntearbeiten mit Hochdruck nachgeholt werden. Allerdings könnten zusätzliche Niederschläge die Bilanz des Erntejahres 2024 erheblich beeinträchtigen.
Über einen längeren Zeitraum wurde die Entwicklung der Bestände als vielversprechend angesehen. Ein milder Winter und die ausreichenden Niederschläge im Frühjahr trugen dazu bei, dass sich die Pflanzenbestände gut entwickelten. Im Juli jedoch sorgten wiederholte Starkregenfälle und die anhaltende Feuchtigkeit dafür, dass die Erntepläne durcheinandergerieten. An vielen Orten standen die großen Mähdrescher still, während reife Ähren auf den Feldern dem Wetter trotzten. Winterweizen, Sommergerste und Raps sind besonders betroffen - Pflanzen, die empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren, sobald sie die Reife erreicht haben. Es wird geschätzt, dass in einigen Gebieten bis zu zwei Drittel der Weizenfelder die Ernte bis zur ersten längeren Schönwetterperiode noch nicht hatten.
Die Landwirte müssen nun eine logistische und zeitliche Herausforderung meistern: Nach dem Abtrocknen der Felder gilt es in wenigen Tagen das zu kompensieren, was sonst in Wochen erledigt wird. Es geht nicht nur um die Menge; auch die Qualität der Ernte ist betroffen. Die Besorgnis über mögliche wirtschaftliche Einbußen wächst, ebenso wie die Furcht, dass weitere Regenfälle die Erntepläne endgültig zunichte machen könnten. In den kommenden Tagen entscheidet sich: Kann die Ernte noch gerettet werden, oder steht 2024 wieder ein schwieriges Jahr für die Landwirtschaft bevor? Die Antworten sind wetterabhängig - und sie hängen von den Landwirten ab, die jetzt rund um die Uhr arbeiten.
Wetterextreme prägen das Erntejahr 2024
Im Jahr 2024 beeinflussen außergewöhnliche Wetterlagen die Ernte und somit die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland erheblich. Nach einem Winter, der nicht allzu hart war, haben die großzügigen Niederschläge im Frühling zunächst die Wachstumsbedingungen verbessert. Die Entwicklung ihrer Bestände ließ viele Landwirte optimistisch blicken. Aber im Sommer änderte sich das Wetter: Im Juli und August erlebten wir wiederholt Starkregen, kombiniert mit längeren Phasen hoher Luftfeuchtigkeit und kühler Temperaturen.
Extreme Wetterlagen sind mittlerweile oft anzutreffen. Seit Jahren registrieren Meteorologen eine Zunahme der Wetterextreme, die man mit dem Klimawandel in Verbindung bringt. Lange Trockenperioden werden von ungewöhnlich nassen Phasen unterbrochen. Die Landwirtschaft steht durch diese Entwicklung vor großen Herausforderungen. In den vergangenen Jahren war Trockenheit der Grund für Ertragseinbußen; dieses Jahr hingegen macht vor allem die anhaltende Feuchtigkeit der Ernte zu schaffen.
Schon bei der Feldarbeit fangen die Schwierigkeiten an. Um schwere Erntetechnik nutzen zu können, sind befahrbare Böden notwendig; jedoch erschweren aufgeweichte Felder oft das Durchkommen für Mähdrescher und Traktoren. Jeder Tag, an dem der Boden weiter abtrocknet, ist entscheidend. Dadurch wird das Zeitfenster für die Ernte immer kleiner und das Risiko von Ernteverlusten steigt.
Zusätzlich zu den logistischen Herausforderungen beeinflusst das Wetter auch direkt, wie gut die Ernte ist. Eine kontinuierliche Feuchtigkeit ist ein Nährboden für Pilzerkrankungen wie Fusarium und Septoria, die das Getreide schädigen und so zu Qualitätsminderungen führen können. Bei Weizen ist der Proteingehalt besonders wichtig; er kann jedoch durch Auswuchs und Krankheitserreger beeinträchtigt werden. Ein weiterer negativer Effekt von übermäßiger Feuchtigkeit kurz vor der Ernte ist der sogenannte Auswuchs: die vorzeitige Keimung der Körner im Halm.
Die Entwicklungen werden von landwirtschaftlichen Verbänden mit Besorgnis verfolgt, die vor langfristigen Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe warnen. Im Jahr 2024 wird erneut deutlich, wie sehr die Branche von externen Einflüssen abhängig ist. Extreme Wetterereignisse sind inzwischen keine Ausnahme mehr; sie beeinflussen die Anbausaison und bestimmen maßgeblich, wie erfolgreich die Betriebe wirtschaften können.
Die Auswirkungen des Regens auf die Erntequalität
In vielen Teilen Deutschlands haben die Wochen mit Dauerregen die Qualität der Getreideernte bereits beeinträchtigt. Die Lage ist besonders schlimm bei Winterweizen, Sommergerste und Raps; deren Ernte war in Teilen von Süd- und Mitteldeutschland fast vollständig zum Stillstand gekommen. Nach den Aussagen von Landwirten und Agrarwissenschaftlern sind die ersten Hinweise auf Qualitätseinbußen, die nicht mehr vollständig zu beheben sind, nicht zu übersehen.
Ein wichtiges Problem ist der sogenannte Auswuchs. Während des Wachstums keimen die Getreidekörner am Halm, bevor sie geerntet werden können. Dies hat zur Folge, dass die Backeigenschaften sich erheblich verschlechtern, was besonders bei Weizen, dem wichtigsten Brotgetreide, schwerwiegend ist. Häufig wird Auswuchsgetreide nur noch als Futtergetreide genutzt, was zu deutlich geringeren Marktpreisen führt. Eine Kombination aus Reife und anhaltender Feuchtigkeit, die im Erntejahr 2024 in vielen Gebieten herrschte, ist der Grund für den Auswuchs.
Auch Pilzkrankheiten wie Fusarium, Septoria oder Braunrost sind eine Bedrohung für das Getreide. Unter feuchten Bedingungen haben Pilzsporen die besten Chancen, sich zu verbreiten und in die Ähren einzudringen. Als Folge können sich Verfärbungen zeigen, die Körner können schrumpfen und im schlimmsten Fall entstehen Mykotoxine - Schimmelgifte, die das Getreide für die menschliche Ernährung unbrauchbar machen können.
Selbst der Proteingehalt, der ein wichtiges Qualitätsmerkmal vor allem beim Weizen ist, wird von den Witterungsbedingungen beeinträchtigt. Geringe Sonneneinstrahlung und konstante Feuchtigkeit hindern die Proteinbildung in den Körnern, was die Qualität der Backwaren direkt beeinflusst. Die ersten Auswertungen der Labors der landwirtschaftlichen Untersuchungsämter belegen schon einen gesunkenen Proteingehalt in mehreren Regionen.
Auch Raps ist empfindlich gegenüber Feuchtigkeit; wird er zu spät geerntet, kann er seine Schoten verlieren oder durch Pilzbefall eine Qualitätsminderung erfahren. Es ist zusätzlich zu beachten, dass der Ölgehalt durch Regen sinken kann, was die Ausbeute und die Wirtschaftlichkeit des Anbaus beeinträchtigt.
Man kann die Qualitätseinbußen erst nach der Ernteabschluss bewerten. Aber es steht bereits fest: Die immer wiederkehrenden Regenfälle in den letzten Wochen haben das Erntejahr 2024 zu einer Herausforderung gemacht, deren Auswirkungen die Qualität der Ernte beeinflussen wird - mit Konsequenzen für die Marktpreise und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe.
Zeitdruck auf den Höfen - Logistische Herausforderungen bei der Ernte
Sobald trockene Witterungsphasen eintreten, beginnt für die Landwirtinnen und Landwirte ein Wettlauf gegen die Zeit. Durch die lange Regenperiode ist das Zeitfenster für die Ernte drastisch verkürzt worden. Ist das Getreide trocken genug, um die Felder zu befahren, müssen die Erntearbeiten oft innerhalb weniger Tage gebündelt werden. Diese Umstände bringen erhebliche logistische Herausforderungen für die Betriebe mit sich.
Mit modernen Mähdreschern kann man große Flächen in kurzer Zeit ernten. Trotzdem erreichen viele Betriebe ihre Kapazitätsgrenzen, wenn sie gleichzeitig mehrere Felder abmelden müssen. Es wird zur Mammutaufgabe, die Erntetechnik, Transportfahrzeuge und Lagerkapazitäten zu koordinieren. In einigen Gebieten sind Lohnunternehmen ständig im Einsatz, um den Landwirten bei der Erntebergung zu unterstützen.
Die Arbeitsorganisation ist dabei nur ein Faktor. Es kommen auch Engpässe bei der Getreidetrocknung hinzu. Nach längeren Regenphasen ist das Korn häufig noch zu feucht, um es direkt einzulagern. Wenn große Mengen feuchtes Getreide zur gleichen Zeit angeliefert werden, erreichen die bestehenden Trocknungsanlagen schnell ihre Belastungsgrenzen. Wartezeiten entstehen dadurch, und es besteht ein höheres Risiko, dass das Getreide durch weitere Feuchtigkeitseinwirkung an Qualität verliert.
In solchen Situationen steigt die Arbeitsbelastung für die Menschen auf den Höfen enorm an. Um das begrenzte Zeitfenster optimal auszunutzen, muss die Ernte oft rund um die Uhr eingefahren werden. Viele Landwirte erzählen, dass ihre Arbeitstage oft erst in den frühen Morgenstunden enden. In diesen Tagen sind Saisonarbeitskräfte besonders gefragt, aber es gibt Engpässe, weil viele Betriebe zur gleichen Zeit Hilfe benötigen.
Ein weiteres Problem ist die Befahrbarkeit der Felder. Nach langanhaltendem Regen sind viele Flächen oft tagelang zu nass, um sie mit schweren Maschinen zu befahren. Je schlechter die Bedingungen werden, desto mehr steigt das Risiko von Bodenschäden, und es kommt häufig vor, dass Traktoren oder Mähdrescher im Schlamm stecken bleiben. Ernteverluste und höhere Kosten für die Maschineninstandhaltung sind die Konsequenzen.
Die logistischen Engpässe und der enorme Zeitdruck betreffen nicht nur die aktuelle Ernte, sondern auch nachgelagerte Prozesse wie die Aussaat für die nächste Saison und die Vermarktung der Produkte. Um das Beste aus der schwierigen Situation zu machen, müssen viele Betriebe flexibel reagieren und ihre Ressourcen optimal nutzen.
Regionale Unterschiede und betroffene Anbaugebiete
Die regionalen Unterschiede, wie die Wetterlage die Ernte 2024 beeinflusst, sind deutlich zu erkennen. Einige Gebiete konnten aufgrund besserer Witterungsbedingungen bereits große Teile der Getreideernte einbringen, während andere noch vor einer Mammutaufgabe stehen. Vor allem die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sind betroffen, aber auch in Teilen von Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es erhebliche Verzögerungen und Qualitätseinbußen.
In Baden-Württemberg sind Angaben des Landesbauernverbands zufolge bis zu zwei Drittel der Winterweizen- und Winterrapsflächen zum Höhepunkt der Regenperiode noch nicht abgeerntet gewesen. In den Regionen Schwarzwald und Schwäbische Alb waren die Höhenlagen ein zusätzlicher erschwerender Faktor, weil dort die Ernte sowieso später beginnt und die Böden langsamer abtrocknen. Erntefortschritt und -fortschritt sind auch im Allgäu und im Alpenvorland durch die anhaltende Nässe beeinträchtigt.
Gegenden in Norddeutschland, wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein, hingegen berichten von einem schnelleren Ernteverlauf. Viele Landwirte konnten die wenigen trockenen Phasen nutzen, um ihre Felder abzumähen. Trotzdem können auch dort Qualitätseinbußen auftreten, wie zum Beispiel durch Pilzbefall oder Auswuchs in feuchten Lagen.
In diesem Jahr waren die östlichen Bundesländer Deutschlands - insbesondere Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern - weniger von Starkregen betroffen, leiden jedoch teilweise unter anderen Problemen, wie lokalen Trockenphasen und Hitzewellen. Die prognostizierten Erträge zeigen diese Unterschiede ebenfalls: Während einige Regionen mit durchschnittlichen bis guten Ernten rechnen, sind in besonders nassen Gebieten erhebliche Verluste zu befürchten.
Ein weiterer Punkt ist die Diversität der angebauten Pflanzen. In Süddeutschland sind Winterweizen, Wintergerste und Raps die Hauptkulturen, während im Norden und Osten auch Mais, Roggen und Hafer häufiger angebaut werden. Je nach Kulturart sind die Auswirkungen der Witterung unterschiedlich - während Mais während der Reifephase weniger empfindlich auf Regen reagiert, sind Weizen und Gerste besonders anfällig für Qualitätsverluste.
In den nächsten Wochen werden die regionalen Unterschiede auch den Markt beeinflussen. Regionale Engpäsfen könnten entstehen, wenn in stark betroffenen Gebieten die Qualität stark sinkt, während Überschüsse aus weniger betroffenen Regionen die Versorgung unterstützen. Die Auswirkungen der ungleichen Erntebedingungen sind bereits in den Preisentwicklungen der regionalen Warenbörsen zu erkennen.
Bedeutung der Ernte für die Landwirtschaft und die Wirtschaft
Für viele landwirtschaftliche Betriebe ist die Getreideernte das wirtschaftliche Rückgrat des Jahres. In Deutschland werden auf etwa 6,1 Millionen Hektar Getreideflächen bewirtschaftet, wobei allein in Baden-Württemberg laut dem Agrarministerium mehr als 467.000 Hektar davon sind. Die Hauptkulturen Winterweizen, Wintergerste und Mais haben mit ihren Erträgen einen großen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe.
Die Ernte hat eine Bedeutung, die weit über die Landwirtschaft hinausgeht. Als Grundnahrungsmittel wird Getreide in der Lebensmittelindustrie, als Futtermittel und in der Energieerzeugung eingesetzt. Die Erntemenge und -qualität sind entscheidend für die Versorgungssicherheit und die Preisentwicklung auf den Märkten; Schwankungen in diesen Bereichen haben direkte Auswirkungen darauf. Abhängig von der globalen Marktsituation können schlechte Ernten in Deutschland dazu führen, dass die Preise für Brot, Backwaren und Fleisch steigen, obwohl momentan laut den Verbänden keine unmittelbaren Versorgungsengpässe zu erwarten sind.
Ernteausfälle oder eine Verschlechterung der Qualität stellen für landwirtschaftliche Betriebe erhebliche finanzielle Risiken dar. In den vergangenen Jahren sind die Preise für Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz und Technik erheblich gestiegen. Die Erzeugerpreise stehen gleichzeitig unter Druck, vor allem wegen des internationalen Wettbewerbs. Deshalb kann eine schlechte Ernte für viele Betriebe existenzgefährdend sein.
Betroffen sind auch die Bereiche der Landwirtschaft, die davor oder danach kommen. Eine planbare und qualitativ hochwertige Ernte ist für Lohnunternehmen, Maschinenringe, Getreidehändler und Mühlenbetriebe unerlässlich. Lieferketten werden durch Verzögerungen und Qualitätseinbußen gestört, was die Kosten für Lagerung, Trocknung und Transport in die Höhe treibt.
Die gegenwärtige Lage verdeutlicht, wie eng die Landwirtschaft mit der Entwicklung der Gesamtwirtschaft verknüpft ist. Selbst mit fortschrittlicher Technik und verbesserten Produktionsmethoden ist die Branche weiterhin von externen Faktoren wie Wetter, politischen Entwicklungen und Marktpreisen abhängig. Die Ernte 2024 wird somit zum Prüfstein für die Widerstandsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft und ihre Fähigkeit, flexibel auf unvorhersehbare Herausforderungen zu reagieren.
Auswirkungen auf Verbraucher und Märkte
Ob die schwierige Erntesituation 2024 direkte Auswirkungen auf die Verbraucherinnen und Verbraucher haben wird, beschäftigt momentan nicht nur Landwirte und die Politik, sondern auch die Lebensmittelwirtschaft. Der Deutschen Bauernverband schätzt, dass wir in naher Zukunft keine Versorgungsengpässe oder drastischen Preisschwankungen erwarten müssen. Die internationalen Getreidemärkte zeigen weitgehend Stabilität, und auch in anderen Teilen Europas sind durchschnittliche bis gute Ernten in Aussicht.
Regional begrenzte Engpässe oder eine Qualitätsminderung in bestimmten Produktsegmenten könnten jedoch dennoch auftreten. Vor allem bei hochwertigen Backweizen-Sorten, die für Brot und Backwaren gebraucht werden, könnten Qualitätsmängel zu einer steigenden Nachfrage nach Importprodukten führen. Sollte die heimische Ernte den Bedarf jedoch nicht erfüllen, könnten die Preise im Einzelhandel in der mittleren Frist betroffen sein.
Ein weiterer Punkt ist die Versorgung mit Futtermitteln. Ein erheblicher Teil des in Deutschland produzierten Getreides wird der Tierhaltung als Futter eingesetzt. Immer häufiger findet Auswuchsgetreide, das nicht mehr für den Menschen geeignet ist, seinen Weg in die Futtermittelindustrie. In diesem Bereich könnten sich Preisänderungen ergeben, die die Kosten für Fleisch, Milch und Eier beeinflussen.
Die Mühlenindustrie und die Lebensmittelhersteller müssen sich der Herausforderung stellen, Rohstoffe mit variierenden Qualitäten zu verarbeiten. Um die Backeigenschaften von Mehl zu sichern, werden in Jahren mit hohen Qualitätsverlusten vermehrt Mischungen produziert. Dies kann die Produktvielfalt und die Qualitätsstandards beeinflussen.
Auch die Verbraucher bekommen die Folgen von schwierigen Erntejahren langfristig zu spüren. Eine fortwährende Ansammlung von extremen Wetterereignissen steigert die Marktvolatilität und verursacht größere Preisschwankungen. Solange der europäische und internationale Markt als Puffer fungiert, bleibt die Versorgungssicherheit gewährleistet.
Alles in allem kann man sagen, dass die Ernte 2024 zwar Schwierigkeiten mit sich bringt, aber die Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln nicht bedroht ist. Allerdings müssen die Verbraucher mögliche Anpassungen der Preise und der Qualität erwarten, vor allem bei Produkten, die direkt von den betroffenen Kulturen abhängen.
Politische Reaktionen und Forderungen der Verbände
Die schwierige Erntesituation im Jahr 2024 hat auch Politiker und landwirtschaftliche Interessenverbände mobilisiert. Der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände bitten die Bundesregierung und die Landesregierungen um Hilfe für die betroffenen Betriebe. Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Forderungen nach einer verstärkten Unterstützung von Risikomanagement-Instrumenten, Investitionen in Bewässerungs- und Trocknungstechnologien sowie einer Anpassung der Förderpolitik an die neuen klimatischen Gegebenheiten.
Die politische Diskussion konzentriert sich stark auf den Schutz vor Ernteausfällen durch extreme Wetterlagen. In Deutschland sind Versicherungen gegen Dürre, Starkregen oder Hagel bislang wenig verbreitet, weil sie oft teuer sind und nicht alle Risiken abdecken. Um die Verbreitung solcher Versicherungen zu fördern und die Existenz der Betriebe zu sichern, verlangt der Bauernverband, dass der Staat die Prämien unterstützen soll.
Es werden ebenfalls Investitionen in die Infrastruktur betrachtet. Um nasses Getreide schnell und effizient zu verarbeiten, brauchen Landwirte leistungsfähige Trocknungsanlagen. In vielen Gebieten reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, um die Ernte in engen Zeitfenstern zu bewältigen. Die Verbände halten es für dringend erforderlich, dass es Förderprogramme zur Modernisierung und zum Ausbau solcher Anlagen gibt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Anpassung der Agrarförderpolitik an den Klimawandel. Viele Landwirte bemängeln, dass die aktuellen Programme nicht genug Flexibilität bieten, um auf kurzfristige Wetterextreme zu reagieren. Ernteausfälle erfordern unbürokratische Hilfe, aber auch langfristige Initiativen zur Unterstützung von klimaanpassungsfähigen Anbausystemen.
Die Politik hat auf die Situation reagiert und kurzfristige Unterstützungsmaßnahmen angekündigt. In diesem Jahr hat das Bundeslandwirtschaftsministerium zusätzliche Mittel für Beratungsangebote, Investitionen in Technik und Hilfe beim Risikomanagement bereitgestellt. Um besonders betroffenen Regionen zu unterstützen, haben die Länder ebenfalls eigene Programme ins Leben gerufen.
Die Ernte 2024 macht deutlich, wie entscheidend es ist, dass Landwirtschaft, Politik und Wissenschaft eng zusammenarbeiten, um die Branche zukunftssicher zu gestalten. In den kommenden Monaten werden die agrarpolitischen Diskussionen stark von den Verbänden geprägt, die mehr Unterstützung und Flexibilität fordern.
Zukunftsperspektiven: Klimawandel und Anpassungsstrategien der Landwirtschaft
Die Schwierigkeiten, die das Erntejahr 2024 mit sich bringt, zeigen deutlich, dass die Landwirtschaft sich immer mehr auf den Klimawandel vorbereiten muss. Nach der Einschätzung von Klimaforschern werden extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Dürre und Hitzeperioden in den kommenden Jahrzehnten zunehmen. Das bedeutet für die landwirtschaftlichen Betriebe, dass sie ihre Anbausysteme, Technik und Infrastruktur fortlaufend anpassen müssen.
Die Diversifizierung der Fruchtfolgen ist eine wichtige Strategie. Risiken können besser verteilt und Ernteverluste gemildert werden, wenn man verschiedene Kulturen nebeneinander anbaut. Die Entscheidung für robustere Sorten, die besser gegen Pilzbefall und Auswuchs gewappnet sind, wird ebenfalls wichtiger. Agrarwissenschaftliche Forschung konzentriert sich daher verstärkt auf Züchtungsprogramme für klimaresiliente Getreidesorten und unterstützt diese.
Die neuesten Technologien sind entscheidend, um sich an neue Wetterbedingungen anzupassen. Präzisionslandwirtschaft: Mit Hilfe von Sensoren und digitaler Steuerung kann die Feldbewirtschaftung gezielter und die Ressourcennutzung effizienter gestaltet werden. Das Risiko, dass Ernteverluste durch schlechtes Wetter auftreten, kann auch verringert werden, indem man effizientere Erntemaschinen und Trocknungsanlagen entwickelt.
Die Verwaltung von Wasser wird zu einem entscheidenden Faktor. In manchen Jahren ist die Trockenheit das Problem, während in anderen die Herausforderungen durch übermäßigen Regen im Mittelpunkt stehen. Durch den Bau von Bewässerungsanlagen, Drainagesystemen und Wasserspeichern können die Betriebe flexibler auf die jeweiligen Bedingungen reagieren. Es gibt einen wachsenden Bedarf an Förderprogrammen und Innovationen in der Wassertechnik.
Es ist entscheidend, dass Landwirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam arbeiten, um langfristig tragfähige Lösungen zu finden. Auf nationaler und europäischer Ebene werden Forschungsprojekte zur Klimaanpassung, zur Schaffung neuer Anbauverfahren und zur Optimierung der Risikomanagement-Systeme gefördert.
Es ist die Herausforderung der Landwirtinnen und Landwirte, ihre Betriebe zukunftssicher zu gestalten und zugleich dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt wird. Die Erkenntnisse aus dem Erntejahr 2024 werden entscheidende Impulse für die zukünftige Entwicklung der Branche geben. Die kommenden Tage sind entscheidend - sie beeinflussen nicht nur die aktuelle Ernte, sondern auch die Zukunft der Landwirtschaft in einer sich wandelnden Zeit.